7. Juni 2023

Tango-Klänge liegen in der Luft.

Peter Schmitz
Skizze aus Ballett-Probe von Peter Schmitz

Geht man durch Krefelds Straßen, findet man in der Nähe des Frankenrings, den Heinrich Band Weg. Auch bei einem Besuch im Jagdschloss der Burg Linn entdeckt der aufmerksame Betrachter, das Instrument des Heinrich Bands. Das Bandonion.
Ende Mai wurde der argentinische Musiker Omar Massa mit dem Bandoneonpreis 2023 der Stadt Krefeld ausgezeichnet. Omar Massa, der in Berlin lebende Künstler, gilt als einer der brillantesten Bandoneonisten. Schon als sechsjähriger spielte er die Musik von Piazzolla.
Astor Piazzolla (1921 in Mar del Plata – 1992 in Buenos Aires), aus einer italienischen Familie stammend, die nach Argentinien auswanderte, lernte er aus Liebe zu seinem tangobegeisterten Vater das Bandoneon spielen. Erst 1937 hörte er eine neuartige „Tango-“ Interpretation, die ihm zu seiner eigenen Spielform auf dem Bandoneon verhalf. Trotz Neuerungen blieb das wesentliche des Tangos erhalten. Dazu zählt besonders der spezifische Klang des Bandoneons.
Piazzolla, nennt Omar Massa sein musikalisches Vorbild. Eine besondere Ehre durfte Massa durch die Familie von Astor Piazzolla erfahren. Die Familie lud ihn ein, das Bandoneon des Großvaters Astor zu spielen.

Mit seiner Version von Astor Piazzollas“ Adios Nonino“ bedankte sich Omar Massa für die von Oberbürgermeister Meyer verliehene Auszeichnung. Argentiniens Botschafter Fernando Brun der für die Verleihung nach Krefeld kam, hob hervor, dass es dem Bandoneon zu verdanken sei, dass Argentinien und Krefeld seit über 100 Jahren verbunden sind.
Die Stadt in der das Bandonion konstruierte wurde.
Das Handzuginstrument Bandonion, das erst in den 30er-Jahren des 20. Jahrhunderts zum Bandoneon wurde, konstruierte Heinrich Band (1821–1860).
Mit gerade mal 21 Jahren, übernahm Heinrich Band das Musikgeschäft seines Vaters am Dionysiusplatz, in Krefeld. Die wenigen Töne, die die in Sachsen erbauten Konzertinas hervorbrachten, ließen Band so lange an einem erweiterten Tonumfang tüfteln, bis er sein Bandonion mit 88 Tönen entwickelt hatte. Arbeiter und Angestellte konnten sich „das Klavier des kleinen Mannes“ leisten.

Das Tango-Bandoneon,142-tönig, auch“ Rheinische Lage“ genannt, im Ton scharf bis sanft und schwermütig zugleich, findet eine große Beliebtheit bei TangotänzerInnen. In Argentinien wurde das Bandoneon durch den Tango Argentino zu einem Volksinstrument und in Südamerika wird das Bandoneon liebevoll als die beste deutsche Erfindung bezeichnet.
Seit dem Ende des 19. Jahrhunderts hat sich der Tango von Buenos Aires aus in der gesamten Welt verbreitet. Leider erlebte Heinrich Band nicht mehr, dass sein Bandonion den energievollen, melancholischen, sanften Tango begleitet. Mit nur 39 Jahren starb er in Krefeld.

 

Das vom Förderverein für das Kulturbüro e. V. herausgegebene Buch“ Heinrich Band. Bandoneon-Die Reise eines Instruments aus dem niederrheinischen Krefeld in die Welt“ ist im Buchhandel erhältlich.
Das 16. Bandoneon-Festival findet im Jahr 2024 statt.

 

Das Theater Krefeld/ MG bringt mit dem Ballett „Seide-Band-Bandoneon“ eine Auseinandersetzung mit der Stadtgeschichte auf die Bühne. Die von André Parfenov komponierte Bühnenversion für drei Instrumente wird von der Instrumentalistin Iuliana Münch, Violine, vom Bandoneonisten Stephan Langenberg sowie von Parfenov am Klavier, in hinreißende Melodien umgesetzt. Ein musikalischer Genuss. Das Ballett von Robert North wird von den 19 TänzerInnen der Compagnie mit Sprüngen, Hebungen, einem Ländler und ein wenig Tango hingebungsvoll getanzt. Das Stück Krefelder Stadtgeschichte wird noch einige Male bis zum Spielzeitende aufgeführt.

… und noch mehr Tanz zu Tango-Klängen von Herz zu Herz (de carazóna a carazóna).
Eine Hommage an Astor Piazzolla versprach die Einladung des Dezernats für Wirtschaft, Digitales und Internationales der Stadt Krefeld. Die spannende Lesung, die von Ulrich Steiner und E.A. Billy Gómez vom Leben des Astor Piazzolla erzählte, wurde grandios von Georgia Papadimitriou, Violine und Miguel de Olveira Mandelli, Gitarre, dem begeistertem Publikum als musikalische Zeitreise präsentiert.
Astor Piazzolla, Komponist und Bandoneon-Spieler, der dem Tango Argentino neue Impulse gab, hatte mit der geteilten Meinung des argentinischen Volks zu kämpfen. Obwohl die Texte eine besondere Poesie aufwiesen und die Musik zu unendlich vielen Variablen beim Tangotanz einlud, galten seine Kompositionen zum Teil als nicht tanzbar.
Der Tango-Tanzabend in der Kulturfabrik bewies das Gegenteil.
Nachdem das Tanzpaar Andrea und Armin ihre Tangoaufführung mit viel Applaus beendet hatten, wurde aus der Zuschauermenge eine leidenschaftliche Tanzgemeinschaft. Augenblicklich waren die Tangoschuhe angelegt und bei den ersten Musikklängen tanzten die Paare vielfältige Figuren. Nach Ganchos, Ochos, längere sowie kürzeren Schritten kommen sie immer wieder zum einfachen Gehen zurück.
Tango, ein ruhiger und gefühlvoller Tanz. Frei und sehr individuell.
In der Abenddämmerung konnten sich die Tanzbegeisterten noch lange im Garten der KuFa ihrem Tanzvergnügen widmen.

Veröffentlicht am: 7. Juni 2023Tags: , , , , , , , 753 Wörter3,8 Minuten LesezeitAnsichten Gesamt: 1428 Tägliche Aufrufe: 19